Als Vincent von Wroblewsky 1959 anfängt, Romanistik an der Humboldt-Universität zu Berlin zu studieren, kann er zwischen den Vorlesungen noch durch das Brandenburger Tor spazieren und im Tiergarten entspannen. Nicht mal zwei Jahre später ist das vorbei, die Mauer läuft mitten durch die Stadt.
Weitere zwei Jahre später schließt die Bundesrepublik einen Freundschaftsvertrag mit seinem Geburtsland Frankreich. Und seine westdeutschen Kommilitonen machen sich auf zu Sprachreisen und Austauschprogrammen zum Wohle der Völkerverständigung. Die Ostdeutschen dürfen zwar Französisch lernen, aber besuchen können sie Frankreich nicht.
Vincent von Wroblewsky wurde als Sohn eines Rotfront-Kämpfers und einer deutsch-jüdischen Kommunistin 1939 im französischen Exil geboren. Als der Vater nach Jahren in der Résistance stirbt, zieht die Mutter mit den beiden Söhnen 1950 in die DDR. Dort erhofft sie sich ein sicheres Leben und eine gesicherte Zukunft. Doch die Grenzen schließen sich schnell. Frankreich sieht Vincent von Wroblewsky so schnell nicht wieder.
Die Zweisprachigkeit bleibt für den Philosophen und Literaturwissenschaftler ein Fenster in den Westen. Er arbeitet als Übersetzer und erlebt die paradoxen Beziehungen zwischen Frankreich und der DDR so hautnah mit.
Wir haben Vincent von Wroblewsky in Berlin getroffen. Zwischen Brandenburger Tor und Humboldt-Universität erzählt er uns seine (ost-)deutsch-französische Geschichte und die des Französischen Kulturzentrums in Ost-Berlin. Um mehr zu erfahren, klicken Sie auf die Fotos unten.
1. Eine einzigartige Beziehung, aber keine Liebe
2. Kulturaustausch, aber nicht für jeden
3. Französisch lernen – und (aus-)reisen
4. Städtepartnerschaften: Einbahnstraße in die DDR
5. Die deutsche Sehnsucht nach Frankreich
6. Das idealisierte Bild Frankreichs – und die Enttäuschung
7. Die fehlenden Erinnerungen schmerzen